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expose-am-wegesrand.de Freies museales Sammelprojekt. Online - Offline.
11.10.2023 14:18

Telefonkarten (0007-2023)

Ich wundere mich, dass ich die Telefonkarten noch habe. Anfang der 1990er Jahre kamen die Karten auf den Markt. Man konnte damit an öffentlichen Telefonapparaten telefonieren. Bis dahin musste man immer passende Münzen bereit haben. Die Telefonapparate hingen in den sogenannten Telefonhäuschen oder in öffentlichen Gebäuden.

[In der Blog-Übersicht wird hier ein Weiterlesen-Link angezeigt]

Bis zur Einführung der Telefonkarten waren diese nur mit einem Schlitz für die Münzen ausgestattet, dann mit einem zusätzlichen Schlitz zum Reinstecken der Karte. Die Karten konnte man z.B. bei der Post, an Kiosken oder in Supermärkten kaufen. Öffentliche Telefonapparate waren für mich wichtig, wenn ich unterwegs war.

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Zusammen mit einer Freundin veranstalte ich privat regelmäßig online-Meetings in Zoom, die „Kreativtreffen“. Wir reden über unterschiedlichste Themen. Teilnehmer und Teilnehmerinnen beteiligen sich mit eigenen Beiträgen, stellen eigene Projekte vor oder halten Lesungen. Irgendwann stellte Elsbeth ihr Projekt Dinge – Exposé am Wegesrand vor und ich überlegte, was ich beitragen könnte. Mir fielen meine Telefonkarten ein, obwohl ich gar nicht recht wusste, was ich dazu erzählen sollte. Im Gespräch mit den Anderen in der Runde stellten sich die Telefonkarten dann schnell als interessante Objekte mit Sammlerwert heraus. Ich frage mich, weshalb und warum ich die Karten noch immer in meinem Besitz habe. Vielleicht um gerade hier und jetzt einen kleinen Beitrag zur Geschichte der Telefonkarten, einem Phänomen der 1990er Jahre, beitragen zu können? Vermutlich fällt anderen auch etwas dazu ein, und es ergibt sich so aus vielen kleinen Puzzleteilen ein größeres Gesamtbild.

Für die Ausarbeitung meines Beitrags haben Elsbeth und ich uns nochmals online getroffen, um etwas näher an meine Erringung „heranzuzoomen“. Und siehe da, es fiel mir doch so einiges dazu ein. Schon während des Gesprächs begann ich mit eigenen Recherchen im Internet, bei Wikipedia wurde ich schnell fündig: Der Vorläufer der Telefonkarte, eigentlich ein „Telephon-Billet“, wurde laut Wikipedia in Bayern 1883 herausgegeben. Es berechtigte den Inhaber für die Dauer von 5 Minuten an einer öffentlichen „Telefonstation zu telefonieren. Unsere Tele-fonkarten, um die es hier geht, haben ihre Vorläufer in den 1980er Jahren und kamen nach Umrüstung der öffentlichen Telefonapparate ab Anfang der 1990er Jahre flächendeckend zum Einsatz.(1)

Und wann habe ich meine erste Telefonkarte gekauft? Das war in Italien! Ich besuchte 1991 meinen italienischen Freund in Rom, und eine Freundin hatte mir den Tipp gegeben, eine „tessera telefonica“ zu kaufen. Seine Freunde dort nannten sie aber „scheda telefonica“, was mich zunächst etwas verwirrte. Später, bei meinem Erasmus-Studium in Pisa 1993/94 werde ich sie auch benutzt haben. Wir hatten ein Telefon im Haus, aber ins Ausland telefonierte ich von einem öffentlichen Fernsprecher. Aus Deutschland kannte ich die Karten bis dahin nicht. 

Mir fällt ein, dass es später auch sogenannte „Banana Cards“ gab. Man rief eine bestimmte Nummer an, und gab den Code auf der Karte ein, und konnte damit sehr günstig ins Ausland telefonieren. In meiner Sammlung sind auch zwei Karten aus Griechenland. Ich habe meine Telefonkarten mit Vorder- und Rückseite für das Projekt abfotografiert. Erst jetzt fallen mir die Details und Angaben auf den Karten auf.

Die Telefonzellen und Telefonhäuschen waren im Straßenbild allgegenwärtig bis die Mobiltelefone sich allgemein durchsetzen. Nach und nach wurden die öffentlichen Münzsprecher wohl abgebaut. Hier fällt mir noch ein, dass ich damals während meines Erasmus-Aufenthaltes in Pisa das erste Mal jemanden mit so einem Mobiltelefon hantieren sah, einem dieser „Hundeknochen“. Mein erstes Handy hatte ich 1999 über die Firma, für die ich damals arbeitete. 

Wenn man heute „Telefonkarte“ als Suchbegriff im Internet eingibt, bekommt man auch Angebote für „SIM-Karten“, also Chipkarten zum Einlegen in die Mobiltelefone. Ansonsten gibt es heute Telefonkarten mit Gutenhaben für die Nutzung von Smartphone und Internetdiensten, beispielsweise bietet Telekom noch eine Telefonkarte-Comfort an, allerdings läuft dieses An-gebot Ende 2023 aus. Vielleicht ist das je nach Anbieter unterschiedlich. Auf der Homepage der Telekom fanden wir den Hinweis, dass die öffentlichen Telefonzellen der Telekom bereits Ende Januar 2023 abgeschaltet wurden. (2)


07.11.2023 / Katja Durrani, Beitrag (Zoom-Meeting) verschriftlicht von Elsbeth Kautz
Datum / Beitrag von Benutzerin oder Nick-Name


Anmerkungen

(1) - Seite „Telephon-Billet“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 1. November 2019, 12:40 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Telephon-Billet&oldid=193655535 (Abgerufen: 11. Oktober 2023, 11:46 UTC)
- Seite „Telefonkarte“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 27. August 2023, 22:15 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Telefonkarte&oldid=236809843 (Abgeru-fen: 11. Oktober 2023, 12:49 UTC)
- Seite „Telefonkarte (Deutschland)“. In: ​Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 11. Dezember 2022, 21:23 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.phptitle=Telefonkarte_(Deutschland)&oldid=228774319 (Abgerufen: 11. Oktober 2023, 12:50 UTC)​​​
 (2) ​https://tkc.telekom-dienste.de/ihre-moeglichkeiten/guenstig-telefonieren/​​​ aufgerufen am 11.10.2023. Screenshot der gesamten Seite im offline-Archiv Dinge-Exposé am Wegesrand hinterlegt.


Datenblatt, Druckversion und Bilderalbum siehe Sammlung.